Fast zwei Jahre ist Ihr Kind nun alt. Seit der letzten Untersuchung U6 ist ein Jahr vergangen und es hat sich in der Entwicklung viel getan. Inzwischen kann das Kind vermutlich laufen und schon etwas sprechen. Hat sich auch der Körper richtig weiterentwickelt oder gibt es einen Hinweis auf Entwicklungsverzögerungen? Das untersucht der Kinderarzt oder die Kinderärztin bei der 7. Vorsorgeuntersuchung, der U7. Auch die Beratung rund um das Leben des Kindes steht wieder an. Diesmal geht es vor allem um ausreichend Bewegung, denn diese ist enorm wichtig für die Entwicklung des Kindes.
Vorsorgeuntersuchung kurz vor dem 2. Geburtstag
In ein paar Wochen feiern Sie den zweiten Geburtstag Ihres Kindes, doch vorher haben Sie noch einen Termin zur U7 in der Kinderarztpraxis. Seit dem letzten Besuch im letzten Jahr hat das Baby einen großen Entwicklungssprung gemacht. Die Untersuchungen finden jetzt jährlich statt, sodass die körperliche und geistige Untersuchung umso wichtiger ist. Wahrscheinlich rennt es schon durch die Gegend, lernt mit Begeisterung neue Wörter und möchte immer mehr Aufgaben selbst erledigen. Die Kinder kommen nun in eine Autonomiephase. Diese Trotzphase stellt die Beziehung zwischen Eltern und Kind häufig auf die Probe. Alle Fragen zum Umgang mit dem Kind können Sie dem Kinderarzt bei der U7 ebenfalls stellen.
Die körperliche Untersuchung bei der U7 – Was wird gemacht?
Der körperliche Zustand und die Entwicklung seit der letzten Untersuchung sind einer von mehreren Bestandteilen der U7. Das Kind wird ausgezogen und im Stehen von allen Seiten begutachtet und abgehört. Auch die Messung der Körpermaße erfolgt bei der U7 im Stehen. So kann der Kinderarzt sich ein umfangreiches Bild von der Gesundheit Ihres Kindes machen.
- Haut: Ist das Kind auffällig blass? Gibt es Anzeichen für Verletzungen oder Entzündungen?
- Oberkörper, Lunge und Atemwege: Gibt es Anzeichen für Krankheiten beim Abhören? Wie weit sind die Brustwarzen voneinander entfernt? Wie ist der Oberkörper ansonsten aufgebaut?
- Bauch und Genitalien inklusive Analregion: Wie groß sind Leber und Milz? Ist ein Hodenhochstand oder einen Nabel- bzw. Leistenbruch?
- Herz und Kreislauf: Wie zeigen sich Rhythmus, Töne und Frequenz beim Abhorchen des Herzens? Gibt es Herznebengeräusche?
- Bewegungsapparat: Sind Knochen, Muskeln und Nerven symmetrisch oder sind Fehlhaltungen erkennbar? Lassen sich der Kniereflex, der Bizepsreflex und der Bauchhautreflex auslösen? Sind alle großen Gelenke beweglich?
- Mundhöhle, Kiefer und Nase: Gibt es Auffälligkeiten an den Zähnen oder der Schleimhaut? Ist der Stimmklang und der Speichelfluss des Kindes altersgemäß?
- Augen: Reagiert das Kind angemessen auf Licht? Gibt es äußerliche Auffälligkeiten der Augen? Wie sehen die Pupillen im Besonderen aus?
Ist das Essverhalten altersangemessen?
Was und wie viel isst Ihr Kind? Der Kinderarzt will im Rahmen der U7 feststellen, ob das Essverhalten dem eines fast zweijährigen Kindes entspricht. Schließlich haben die Essgewohnheiten Einfluss sowohl auf die körperliche Entwicklung als auch auf die geistige Entwicklung. Das Essverhalten in frühester Kindheit ist prägend für das ganze Leben. Deswegen ist es wichtig, zu dem Zeitpunkt der U7 die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ihr Kind sollte anfangen Verantwortung für die Ernährung mit zu übernehmen. Das heißt, es sollte lernen selbstständig zu essen, aber auch die Speisen mit aussuchen und zubereiten dürfen. Der wichtigste Punkt ist ein achtsamer und lustvoller Umgang mit dem Essen. Um Essstörungen vorzubeugen, sollte das Kind niemals zum Essen gezwungen werden.
Bestimmung von Gewicht, Größe und Kopfumfang
- Die Körpergröße von Jungen bei der U7 beträgt durchschnittlich 80 cm – 94 cm
- Die Körpergröße von Mädchen bei der U7 beträgt durchschnittlich 79 cm – 93 cm
- Das Gewicht von Jungen bei der U7 beträgt durchschnittlich 9,8 kg – 15,8 kg
- Das Gewicht von Mädchen bei der U7 beträgt durchschnittlich 9,4 kg – 15 kg
- Der Kopfumfang von Jungen bei der U7 beträgt durchschnittlich 46,4 cm – 51,9 cm
- Der Kopfumfang von Mädchen bei der U7 beträgt durchschnittlich 45 cm – 50,5 cm
Die Untersuchung der Entwicklung bei der U7 – Was muss das Kind können?
Wie hat sich Ihr Kind motorisch und geistig im letzten Jahr entwickelt? Die Entwicklung ist zwar nicht mehr so rasch wie im ersten Jahr, dennoch gibt es nennenswerte Meilensteine zu erreichen. Nicht nur Grob- und Feinmotorik haben bis zur U7 einen großen Sprung gemacht. Auch die Sprachentwicklung sollte nun richtig begonnen haben und Ihr Kind kann erste Wörter sprechen. Um sich ein vollständiges Bild von der Entwicklung zu machen, werden dem Kind einige spielerische Aufgaben gestellt und die Eltern befragt.
Beurteilung der Grobmotorik
Einen wichtigen Meilenstein hat das Kind seit der letzten Untersuchung höchstwahrscheinlich erreicht – es kann laufen und sich somit frei in der Horizontalen fortbewegen. Kann es auch schon weitere Bewegungen, die mit einem sicheren Gang in Verbindung stehen, wie zum Beispiel Treppen laufen oder einen Ball schießen?
- Das Kind kann auch längere Strecken frei und sicher gehen
- Es geht drei Schritte eine Treppe hinunter und hält sich dabei mit einer Hand fest
Beurteilung der Feinmotorik
Wie gut Ihr Kind genau Ihr Kind mit seinen Händen umgehen kann, testet der Kinderarzt ebenfalls bei der U7. Der Kinderarzt möchte sehen, wie das Kind mit einem Stift und anderen kleineren Gegenständen umgeht.
- Das Kind kann eine flache Spirale malen
- Es kann ein Bonbon oder andere eingewickelte kleine Gegenstände auspacken
Beurteilung der Sprache
Im Mittelpunkt der U7 steht neben dem Verstehen vor allem die gesprochene Sprache. Ein Elternfragebogen erfasst, wie viele Wörter das Kind ungefähr spricht und ob es schon Zwei-Wort-Verbindungen nutzt.
- Das Kind kann außer Mama und Papa noch 10 weitere Wörter sagen und redet in der sogenannten Einwortsprache
- Es versteht und befolgt einfache Anweisungen
- Es drückt durch Gestik und Sprache seinen eigenen Willen aus
- Es kann drei Körperteile benennen oder zeigen
Beurteilung der Kognition
Entwicklungsauffälligkeiten lassen sich häufig im Bereich der Kognition feststellen. Inwieweit Ihr Kind in diesem Bereich entwickelt ist, lässt sich besonders beim Spielen feststellen. Dem Kind werden Becher gegeben, die es stapeln soll. Auch Bilder mit bekannten Gegenständen werden bereitgehalten. Erkennt Ihr Kind diese und kann sie benennen?
- Das Kind kann drei Würfel oder Becher stapeln
- Es zeigt in einem Bilderbuch auf bekannte Gegenstände
Beurteilung der emotionalen und sozialen Kompetenzen
Zum ersten Mal stehen auch die emotionalen und sozialen Kompetenzen mehr im Mittelpunkt der Untersuchung. Sie werden dazu befragt, wie Ihr Kind sich innerhalb von Gruppen gegenüber anderen Kindern, Erwachsenen oder auch Tieren verhält. Während der Untersuchung sieht der Kinderarzt, wie gut sich das Kind von Ihnen trennen kann. Außerdem ist auch die Selbstständigkeit des Kindes ein Untersuchungsfaktor.
- Das Kind ist in der Lage circa 15 Minuten allein zu spielen, auch wenn die Bezugspersonen nicht im Zimmer sind
- Es kann selbstständig mit einem Löffel essen
- Es hat Interesse am Spiel mit anderen Kindern
Beurteilung der Kommunikation
Der Kinderarzt interessiert sich auch für den Kontakt zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Wie verhält das Kind sich zu Hause oder unterwegs. Wie geht es in Trotzphasen mit Ihnen um und wie reagierten Sie darauf?
- Das Kind versucht die Eltern irgendwo hinzuziehen
Ärztliche Beratung bei der U7 – Zeit für Fragen
Um Probleme im Umgang mit dem Kind vorzubeugen, sind die umfangreichen Beratungen ein Teil jeder Vorsorgeuntersuchung. Bei der U7 geht es neben dem Hinweis auf Zahnpflege, Unfallverhütung, Sprachberatung, Ernährungsberatung, Aufklärung über das Impfen und dem Verweis zum Zahnarzt hauptsächlich um das Thema Bewegung. Wenn Sie noch Fragen haben oder über besondere Belastungen innerhalb der Familie reden wollen und sich einen Rat einholen wollen, ist die Früherkennungsuntersuchung ein guter Zeitpunkt. Der Kinderarzt kann Sie professionell zu allen Themen rund um Entwicklung und Erziehung beraten.
Bewegt sich Ihr Kind genug? Beratung zur Bewegung
Bewegung ist extrem wichtig für die Entwicklung von Kindern. Für Kinder werden mindestens zwei Stunden sportliche Aktivität am Tag empfohlen. Dazu zählen selbstverständlich auch das Toben oder Spielplatzbesuche. Wichtig ist, dass sich das Kind frei und nach eigenem Ermessen bewegen darf. So werden nicht nur Krankheiten, wie Rücken- oder Herz-Kreislauf-Probleme sowie Adipositas vorgebeugt, auch die geistige Entwicklung profitiert von der Bewegung. Das Kind wird selbstständiger, kann in Bewegung Zusammenhänge schneller verstehen, gewinnt an Mut und Selbstsicherheit und macht Umwelterfahrungen.