Fast ist das erste Trimester abgeschlossen – in SSW 12 bilden sich die Geschlechtsorgane, die Fingernägel, die Augenlider und der Saugreflex des Babys aus, es macht erste Vorbereitungen, um später Atmen zu können und die Schilddrüse beginnt mit der Hormonbildung.
Und bei der Mama? Hier lässt langsam die Übelkeit nach, dennoch läuft die Schilddrüse mit der Hormonproduktion auf Hochtouren. Manchmal kommt es zu Schmierblutungen, Sodbrennen oder einem Eisenmangel. Doch das wichtigste – in dieser Woche steht die erste große Ultraschalluntersuchung an, bei der Mutter und Kind genauestens untersucht werden.
Lies hier, wie sich Mutter und Kind in der zwölften Schwangerschaftswoche entwickeln.
Die Entwicklung des Kindes in der 12. Schwangerschaftswoche
Das erste Trimester neigt sich dem Ende zu und auch die Organentwicklung ist nun abgeschlossen. In der SSW 12 beginnen die Nägel an den winzigen Fingern zu wachsen. Wie immer folgen die Zehen ein wenig später, denn das Baby entwickelt sich vom Kopf bis zu den Füßen. Außerdem schließen sich nun die Augenlider und die Schilddrüse beginnt mit der Hormonproduktion.
Ein paar Übungen wie die Ausbildung des Saugreflexes und der erste Schluckauf bereiten den Fötus auf das Leben außerhalb des Mutterleibs vor. Mit etwas Glück und einem guten Ultraschallgerät kann der Frauenarzt auch das Geschlecht des Kindes erkennen.
Größe und Gewicht des Babys in SSW 12
- Dein Baby ist circa 5 cm groß
- Das entspricht der Größe einer Passionsfrucht
- Dein Baby wiegt circa 14 g
Beginn des Nagelwachstums
Immer kleinere Details des kleinen Menschen bilden sich aus – in der SSW 12 beginnen die Fingernägel zu wachsen. Das sogenannte Hautanhangsgebilde besteht aus Hautzellen, genauer gesagt einer harten Hornplatte aus Keratin.
Auch die Haare und die Talg- und Schweißdrüsen gehören zu diesen Hautanhangsgebilden. Sie stammen allesamt aus der Epithelschicht. Das Epithelgewebe gehört neben Muskel-, Nerven- und Bindegewebe zu den vier Gewebestrukturen des menschlichen Körpers. Sie wird auch als Grenz- und Deckgewebe bezeichnet, ist also an den äußeren Oberflächen des Körpers unsere Haut.
Die Augenlider schließen sich
Rund um die 12. SSW herum entwickeln sich die Augenlider. Bisher waren die Augen ungeschützt, doch nun wachsen die Augenlider als Hautfalten über das Auge und verkleben miteinander. Sie bedecken die komplette äußere Hülle des Augapfels.
Bis zur 26. Schwangerschaftswoche etwa bleiben die Augen verschlossen, etwa wie man es von kleinen Hunden kennt.
Ausbildung des Saugreflexes
Einer der wichtigsten Reflexe des Babys ist der Saugreflex. Damit sichert es sich nach der Geburt das Überleben. Berührt irgendetwas die Lippen und die Zungenspitze des Babys, zum Beispiel die Brustwarze der Mutter, fängt es automatisch an zu saugen, um ernährt zu werden. Das will gelernt sein, deswegen beginnt der Saugreflex sich schon in SSW 12 auszubilden.
Berührt etwas die Lippen oder die Zunge des Fötus beginnt dieser automatisch daran zu nuckeln. Dabei entstehen oft niedliche Ultraschallbilder, auf denen das Baby zum Beispiel an einer Hand nuckelt, denn auch die kann es bereits zur Faust schließen.
Hormonbildung in der Schilddrüse
Bisher war das Baby komplett auf die Hormonproduktion der Mutter angewiesen, weswegen es so wichtig ist, dass deren Schilddrüse ohne Probleme funktioniert. Doch nun beginnt der Fötus mit der eigenen Hormonbildung in der Schilddrüse.
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, die zahlreiche Stoffwechselprozesse steuert und Wachstum und Körperfunktionen reguliert. Die Hormone können zum Beispiel zur Förderung des Wachstums oder zur Förderung der Gehirnreifung den Grundumsatz erhöhen. Die Körperzellen arbeiten dann intensiver, verbrauchen aber auch mehr Energie.
Hauptbestandteil der produzierten Hormone ist Jod. Eine ausreichende Jodversorgung in der Schwangerschaft ist deswegen besonders essenziell.
Differenzierung der Geschlechtsorgane
In den letzten Wochen haben die äußeren Geschlechtsorgane des Fötus begonnen sich zu entwickeln. Aus dem Geschlechtshöcker, der zunächst bei beiden Geschlechtern angelegt war, entwickelt sich bei Mädchen der Kitzler, bei einem Jungen die Eichel. Aus der Geschlechtsfalte entstehen bei einem Mädchen die inneren Schamlippen, bei einem Jungen die Schwellkörper. Aus dem Geschlechtswulst entwickeln sich die äußeren Schamlippen beziehungsweise die Hoden.
Ab der SSW 12 sind die Geschlechtsorgane soweit differenziert, dass der Frauenarzt sie bei guter Lage des Kindes mit einem hochauflösenden Ultraschall erkennen kann. Doch noch darf er das Geschlecht nicht verraten.
Der erste Schluckauf – Vorbereitung aufs Atmen
Hicks – schon im Mutterleib haben Babys häufig einen Schluckauf. Dieser ist entscheidend für das Leben nach der Geburt, denn durch den Schluckauf wird die Muskulatur, die für das Atmen wichtig ist, trainiert.
Beim Schluckauf zieht sich das Zwerchfell zusammen. Eigentlich unterstützt das Zwerchfell die Lunge durch Anspannung und Entspannung die Atmung. Außerdem trennt es die Brusthöhle vom Bauchraum. Durch den Schluckauf, der durch einen Spasmus verursacht wird, trainiert sich die Muskulatur des Zwerchfells.
Natürlich atmet das Baby im Mutterleib noch keine Luft ein. Stattdessen dringt Fruchtwasser in die Lungen ein und wieder aus und verursacht dadurch die Kontraktionen. Der Schluckauf ist also eine wichtige Vorbereitung für das Atmen.
Das ist in der zwölften Woche auf dem Ultraschall zu erkennen
Nach der Anlage der Augenlider rücken die Augen weiter in die Mitte des Gesichtes – der Fötus sieht immer menschlicher aus. Auch Ohren und Nase wandern durch das Wachstum immer mehr an ihren vorgesehenen Platz. Doch die Proportionen des Fötus sind noch ganz anders als bei einem Neugeborenen. Der Kopf ist im Vergleich zum Rest des Körpers riesig. Das liegt an der rasanten Gehirnentwicklung.
Vielleicht erkennt der Frauenarzt auch das Geschlecht in der zwölften Woche auf dem Ultraschall. Doch vor Ende der 12. Schwangerschaftswoche darf er das Geschlecht nicht verraten. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und soll verhindern, dass Eltern das Baby aufgrund des Geschlechtes abtreiben, denn das Abtreiben ist bis zur vollendeten 12. SSW straffrei.
Die Gesundheit der Mutter in der 12. Schwangerschaftswoche
Mit dem Ende des ersten Trimesters enden auch meist die Schwangerschaftssymptome der ersten Wochen – besonders die Übelkeit lässt nach, was viele Schwangere aufatmen lässt. Die Anfälligkeit des Fötus auf äußere Einflüsse lässt langsam nach und damit auch das Fehlgeburtsrisiko. Trotzdem ist bei Schmierblutungen in der Schwangerschaft Vorsicht geboten. Sie sollten bei einem Arzt abgeklärt werden.
Doch mit dem neuen Schwangerschaftsabschnitt kommen auch neue Probleme – häufig leiden Schwangere in der 12. SSW unter Sodbrennen, Eisenmangel oder Schilddrüsenprobleme. Für viele der Beschwerden gibt es jedoch einfache Lösungen zur Bekämpfung, damit Du nicht bis zur Geburt geplagt bist.
Die Übelkeit lässt ab SSW 12 nach
Die Schwangerschaftsübelkeit beginnt bei den meisten Schwangeren schon ganz zu Beginn der Schwangerschaft. Das Gute ist, meist endet die Übelkeit mit der 12. Schwangerschaftswoche langsam. Sehr selten hält die Übelkeit über die 12. Woche hinaus an. Etwa 10 % aller Schwangeren leiden auch nach der 12. Woche noch an Übelkeit und Erbrechen, nach der 16. Schwangerschaftswoche sind es nur noch unter 5 %.
Langsam hat der Körper sich an den veränderten Hormonhaushalt gewöhnt und auch andere Symptome wie Geruchsempfindlichkeit, ein niedriger Blutzuckerspiegel oder Stress und Müdigkeit, die ebenfalls für die Übelkeit verantwortlich sein können, gehen zurück.
Schmierblutungen in der Schwangerschaft
Als Schmierblutungen bezeichnet man eine Blutung, die sich im Aussehen, der Intensität und der Dauer deutlich von einer normalen Blutung unterscheidet. Der Ausfluss ist nur ganz leicht und dauert bis zu maximal drei Tage an. Rund 20 bis 25 % aller Schwangeren leiden in der Schwangerschaft unter einer solchen Schmierblutung.
Blutungen sind unabhängig von Intensität, Aussehen und Dauer immer von einem Frauenarzt in der Schwangerschaft abzuklären, denn im schlimmsten Fall deuten sie auf eine beginnende Fehlgeburt hin.
In den meisten Fällen sind jedoch Verletzungen feiner Blutgefäße am Muttermund, leichte hormonelle Schwankungen oder ein Hämatom der Gebärmutter die Ursache und die Schwangerschaft läuft ansonsten problemlos weiter.
Die Schilddrüse auf Hochtouren
In der Schwangerschaft nehmen Stoffwechselvorgänge im Körper durch die ansteigenden Schwangerschaftshormone hcG und Östrogen zu. Durch den gesteigerten Stoffwechsel steigt auch der Bedarf der Schilddrüsenhormone – etwa 50 % mehr werden benötigt.
Ein gut eingestellter Schilddrüsenstoffwechsel ist für die Gesundheit von Mutter und Baby entscheidend. Durch die veränderten Bedingungen kann es zu Fehlfunktionen der Schilddrüse kommen. Die Schilddrüse kann zu stark wachsen, sich entzünden, auch Schilddrüsenüberfunktionen oder Schilddrüsenunterfunktionen können eine Folge der hormonellen Veränderung sein.
Störungen der Schilddrüse müssen dann per Blutuntersuchung und Ultraschall nachgewiesen und behandelt werden.
Eisenmangel in der Schwangerschaft
Viele Schwangere leiden in der Schwangerschaft unter einem Eisenmangel, weil nun zwei Personen mit dem wichtigen Nährstoff versorgt werden müssen. Müdigkeit, Blässe, Konzentrationsschwäche, eingerissene Mundwinkel und sogar Frühgeburten können eine Folge sein.
Eisenmangel stellt somit eine Gefahr für Mutter und Kind da. Deswegen testet der Frauenarzt bei jeder Blutuntersuchung auch den Eisenwert. Der Hämoglobin-Wert sollte bei mindestens 11 Gramm pro Deziliter Blut liegen. Eine Unterversorgung sollte durch ein entsprechendes Präparat ausgeglichen werden.
Das hilft bei Sodbrennen
Sodbrennen in der Schwangerschaft – das kennen viele Schwangere. Säurehaltige Magenflüssigkeit steigt in die Speiseröhre auf. Das passiert dann, wenn der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht richtig schließt.
Das Problem in der Schwangerschaft ist, dass die Muskulatur durch das Progesteron so gelockert ist, dass auch der Muskelring zwischen Speiseröhre und Magen erschlafft.
Besonders Lebensmittel, die die Magensäure binden, wie etwa Haferflocken, Milch, Mandeln oder grünes Gemüse, helfen bei Sodbrennen in der Schwangerschaft. Aber auch leichte Bewegung, sich nicht nach dem Essen direkt hinzulegen und nicht zu rauchen helfen bei den Beschwerden.
Besonders wichtig in der 12. Schwangerschaftswoche
Ein besonders wichtiges Ereignis steht bei den meisten Schwangeren in SSW 12 an – die erste große Ultraschalluntersuchung, bei der Mutter und Kind genau unter die Lupe genommen werden. Das erste Screening ist für die 9. Bis 12. Schwangerschaftswoche angesetzt, wird aber von den meisten Frauenärzten am Ende der Zeitspanne angesetzt, damit möglichst viel auf dem Ultraschall zu erkennen ist.
Über das erste Ultraschallscreening hinaus können auch weitere pränatale Diagnostikuntersuchungen durchgeführt werden, die Chromosomenstörungen aufdecken.
Die erste große Ultraschalluntersuchung
Bei dem ersten Ultraschallscreening schaut der Frauenarzt besonders auf den Fötus. Er notiert im Mutterpass, ob sich der Fötus an der richtigen Stelle, also in der Gebärmutter eingenistet hat, ob der Fötus richtig darstellbar ist, ob Herzaktivität nachweisbar ist, ob es Mehrlinge werden und wenn ja, ob diese sich eine Plazenta teilen und ob sonst irgendwelche Auffälligkeiten darstellbar sind.
Außerdem überprüft der Frauenarzt anhand der Größe des Fötus im Ultraschall noch einmal das Alter der Schwangerschaft und korrigiert gegebenenfalls die Schwangerschaftswoche, damit der genaue Entbindungstermin errechnet werden kann.
Pränatale Diagnostik – Untersuchung auf Chromosomenstörungen
Unter dem Begriff Pränataldiagnostik werden Untersuchungen zusammengefasst, die den Fötus auf Fehlbildungen und Chromosomenstörungen hin untersuchen. Besonders dann, wenn das Risiko einer Fehlbildung hoch ist, beispielsweise bei genetischer Vorbelastung oder aufgrund des Alters, ist die pränatale Diagnostik sinnvoll. In solchen Fällen werden die Kosten für die Untersuchungen auch von der Krankenkasse bezahlt.
Besteht kein Verdacht auf Fehlbildungen, handelt es sich bei der Pränataldiagnostik um IGeL-Leistungen.
Folgende Diagnostikmöglichkeiten stehen zur Verfügung:
- Nackentransparenz-Test
- Feindiagnostik (besonders hochauflösender Ultraschall)
- Genetische Bluttest auf Chromosomenstörungen
- Plazentapunktion
- Fruchtwasseruntersuchung
- Nabelschnur-Punktion