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    Pucken beim Baby: Anleitung, Vorteile und Nachteile der Wickeltechnik

    In vielen traditionellen Kulturen der Welt wickeln Eltern ihr Baby fest in ein Tuch ein: Pucken nennt sich dieser alte Brauch. Doch warum tun Eltern das? Und ist das Einwickeln für das Baby nicht gefährlich?

    Während Pucken für Hebammen gängige Praxis ist, sprechen sich viele Ärzteverbände dagegen aus. Wir informieren Dich über die Vor- und Nachteile des Puckens. Außerdem bekommst Du eine Anleitung von uns, wie Du Dein Kind richtig puckst. Dann kannst Du selbst entscheiden, ob Du die Wickeltechnik bei Deinem Baby anwenden möchtest oder nicht.

    Baby pucken – Was ist das?

    Pucken ist eine spezielle Wickeltechnik, um einen Säugling in den ersten Lebensmonaten zu beruhigen und ihm zu einem ruhigen Schlaf zu verhelfen. Dabei wickelt man das Baby fest – jedoch nicht zu fest – in ein Tuch ein und legt es in Rückenlage in seinem Bettchen ab. Viele traditionelle Völker in Asien, Afrika und Südamerika schwören auf diese alte Technik und wenden sie schon seit Jahrhunderten an.

    Pucken – die Vorteile

    Hast Du durch etwas Übung die richtige Technik drauf, können Du und Dein Baby sich im Idealfall über folgende Vorteile des Puckens freuen:

    • Dein Kind beruhigt sich leichter
    • Dein Baby schläft besser
    • Dein Kind schreit weniger (v.a. wenn es ein Schreibaby ist)
    • Dein Baby fühlt sich durch die Begrenzung an die Zeit im Bauch erinnert und fühlt sich wohler
    • Dein Kind hat es schön warm
    • Unkontrollierte Bewegungen, von denen der Säugling aufwachen kann, werden verhindert
    • Bauchschmerzen durch Blähungen können gelindert werden

    Pucken – für einen ruhigeren Schlaf?

    Laut Studien können viele unruhige Babys und schlechte Schläfer durch das Pucken tatsächlich besser schlafen. In diversen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass gepuckte Babys nachts nicht so oft aufwachen wie nicht-gepuckte Kinder. Das lässt den Schluss zu, dass der Schlaf der Babys durch das Pucken ruhiger ist.

    Vor allem bei Schreibabys, die nur sehr schwer oder gar nicht zu beruhigen sind, hat man durch das Pucken deutliche Verbesserungen im Verhalten beobachtet. Diese Gruppe von Babys ließ sich durch die Geborgenheit, die diese sanfte Enge ihnen vermittelte, leichter beruhigen. Sie schrien im gepuckten Zustand auch seltener, als wenn ihnen dieses Begrenzungsgefühl fehlte.

    Ein weiterer Grund für den besseren Schlaf und die effektivere Beruhigung liegt darin, dass durch das Pucken reflexhafte Schreckreaktionen im Schlaf ausbleiben. Diese angeborenen unwillkürlichen Zuckungen der Arme („Moro-Reflex“) und Beine als Reaktion auf Geräusche oder andere Störquellen sind oft schuld daran, dass ein Säugling vorzeitig aus dem Schlaf erwacht oder gar nicht erst einschläft.

    Fixiert man die Arme hingegen sanft am Körper, können die Gliedmaßen diese umklammernde Beugebewegung („Klammerreflex“) nicht mehr ausführen. Die Folge: Das Kind erschrickt nicht mehr vor seinen eigenen Ruckbewegungen. Das Pucken wirkt beruhigend auf das Baby. Der Moro-Reflex verschwindet nach einigen Monaten von allein, wenn das Nervensystem des neuen Erdenbürgers ausgereift ist.

    Pucken kann Blähungen lindern

    Auch gegen die quälenden Blähungen bei Babys kann das Pucken helfen. Denn: Gepuckte Babys sind oft ruhiger als ungepuckte Säuglinge. Das erweist sich als Vorteil, auch wenn es ums Trinken geht. Ist ein Baby ruhiger, kann es auch entspannter von der mütterlichen Brust trinken. So schluckt es deutlich weniger Luft.

    In der Folge wird auch weniger Luft durch das Verdauungssystem geschleust. Blähungen und Bauchschmerzen können so reduziert werden. Leidet Dein Kind also unter den gefürchteten 3-Monatskoliken mit Bauchkrämpfen und Blähungen, probiere das Pucken einfach aus. Womöglich kannst Du Deinem kleinen Sprössling die unangenehmen Schmerzen nehmen.

    Pucken – die Nachteile

    Ist es gefährlich, ein Baby zu pucken? Glaubt man dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall: Ja. Denn in den Augen der Mediziner birgt falsches Pucken – wie zu enges Pucken – ein großes Risiko für Schäden beim Baby. Durch das Pucken besteht die Gefahr für:

    • Abgeklemmte Nerven
    • Eine Abflachung des Hinterkopfes durch häufige Rückenlage
    • Eine Überhitzung oder Dehydrierung, vor allem an heißen Tagen oder in beheizten Innenräumen
    • Eine Hüftdysplasie (erworbene Fehlstellung des Hüftgelenks)
    • Eine verzögerte Entwicklung der Hüfte beim Säugling
    • Einen Gewichtsverlust durch Verschlafen der Stillmahlzeit
    • Einen Sauerstoffmangel, wenn sich das Kind den Stoff über das Gesicht zieht
    • Eine Beeinträchtigung des tiefen Luftholens oder des Schreiens

    Pucken Ja oder Nein?

    Die Frage ist alles andere als leicht zu beantworten, weil sich 2 professionelle Seiten in ihrer Meinung gegenüberstehen. Erfahrene Hebammen befürworten das Pucken beim Kind. So könne unter fachlicher Anleitung der Eltern durch eine erfahrene Hebamme ein falsches Pucken verhindert werden. Hebammen sehen die Meinung der Mediziner kritisch, weil sich die möglichen Risiken nur auf Fälle beziehen, in denen falsch gepuckt wurde.

    Mediziner wiederum sehen die Schäden, die zu festes Einwickeln verursachen kann in ihrem Praxisalltag, weshalb sie sich für diese Technik nicht erwärmen können. Letztlich könnt nur Ihr als Eltern entscheiden, ob Ihr im Pucken eine Gefahr für Euer Kind seht oder nicht. Wichtig, wenn Du Dein Baby pucken möchtest: Lass Dir die Technik unbedingt von einer professionellen Hebamme zeigen.

    Denk auch daran, dass Pucken kein Ersatz für richtigen Körperkontakt ist. Auch wenn Ihr Euer Kind gern einwickelt: Vergesst nicht, auch ohne Pucksack viel mit ihm zu kuscheln. Das könnt Ihr tun, indem Ihr es über der Schulter tragt oder es im Sitzen sicher auf einem Arm bettet.

    Euer Liebling schätzt aber auch die Nähe und Sicherheit, die es in einem Tragetuch erfährt. Die unmittelbare Nähe zu Mama oder Papa sind noch die natürlichste Art, ein Baby in Aufruhr zu beruhigen.

    Pucken Anleitung

    Um das Pucken für Dein Kind sicher zu machen, sind beim Wickeln einige Dinge zu beachten. Daher haben wir hier eine kleine Anleitung für Dich zusammengestellt. Richtig pucken geht so:

    • Besorge Dir einen speziellen Pucksack mit genügend Beinfreiheit
    • Alternativ: Wickle mit einer dünnen Decke oder einem Tuch
    • Verwende eine Tuchgröße mit einem Format von 80 x 80 cm
    • Verwende nur atmungsaktive Materialen (Baumwolle, Merinowolle)
    • Vermeide zu festes ebenso wie zu lockeres Wickeln
    • Wickelst Du mit einem Tuch: Beine nicht fixieren
    • Kind in Rückenlage ablegen, nicht in Seit- oder Bauchlage: Viele Kinder, die die Bauchlage zum Schlafen vorziehen, akzeptieren Rückenlage durchs Pucken eher

    Ideal zum Pucken: der Pucksack

    Wenn Dir das Wickeln mit einem Tuch zu kompliziert ist, dann kaufst Du am besten einen Pucksack für Dein Baby. Damit hast Du das Pucken in nur wenigen Handgriffen erledigt. Weiterer Vorteil: Die Gefahr, beim Wickeln etwas falsch zu machen, ist beim Pucksack geringer.

    Um auf Nummer sicher zu gehen: Lass Dir die Handhabung aber auch hier vorab von Deiner Hebamme demonstrieren. Für den Pucksack spricht auch: die Beinfreiheit. Im Gegensatz zu einem Tuch hat Dein Kind im Pucksack viel Platz zum Strampeln und Beugen der Beine. Dies kommt der Ausreifung seiner Hüfte zugute und verhindert problematische Fehlstellungen in diesem Bereich.

    Anleitung fürs Pucken mit Tuch

    Du willst das Pucken lieber selbst machen? Dann benötigst Du ein atmungsaktives Tuch, beispielsweise eine Stoffwindel. Dann gehst Du folgendermaßen vor:

    • Breite ein 80 x 80 cm großes Tuch aus, eine Spitze zeigt nach oben
    • Klappe die obere Spitze nach unten, sodass das Ende in der Tuchmitte ist
    • Lege Dein Baby so auf das Tuch, dass Kopf und Hals nicht mit eingewickelt werden
    • Klappe nun die linke Tuchseite um (rechter Baby-Arm liegt angewinkelt an der Brust)
    • Klappe die untere Spitze nach oben, (genügend Platz für die Beine) und fixiere das Ende unterm Rücken des Kindes
    • Klappe nun die rechte Tuchseite um (linker Baby-Arm liegt angewinkelt am Körper) und fixiere das Ende ebenfalls unter Babys Rücken

    Eignet sich das Pucken für jedes Baby?

    Wenn Deine Bedenken bezüglich pucken zu groß sind, ist diese Wickeltechnik wohl eher nichts für Dich. Wenn Du dem Ganzen aufgeschlossen gegenüberstehst, lohnt sich zumindest das Ausprobieren. Beobachtest Du, dass sich Dein Knirps gegen das Pucken wehrt, dann lass die Finger davon. Denn auch Babys haben schon unterschiedliche Geschmäcker. Was das eine Menschlein in vollen Zügen genießt, kann einem anderen gehörig auf die Nerven gehen.

    Ein ohnehin ruhiges und zufriedenes Kind brauchst Du nicht zu pucken. Ebenso wenig wie normal quengelige Kinder, die sich schnell beruhigen lassen. Die Wickeltechnik ist eher etwas für die empfindlicheren Geister: Für sehr zappelige, aktive Babys. Für Schreibabys und schlechte Schläfer. Solche herausfordernden Naturen können laut Studien sehr von dieser Methode profitieren.

    Für Kinder mit Hüftproblemen wie einer Hüftdysplasie (Fehlstellung des Hüftgelenks) ist das Pucken hingegen gänzlich ungeeignet.

    Wie lange pucken?

    Fachleute empfehlen, das Pucken schon im Alter von 3 bis 4 Monaten bleiben zu lassen. Hintergrund: In dem Alter können sich die Babys oft schon auf den Bauch drehen. Und in Bauchlage sowie in Seitlage erhöht sich laut Medizinern das Risiko für den plötzlichen Kindstod. Denn in diesen Positionen wird die Atmung behindert.

    Manche Babys starten schon mit 8 Wochen ihre ersten Drehversuche. Beobachtest Du Derartiges bei Deinem Kind, dann stelle das Pucken möglichst rasch ein. In Studien fand man heraus, dass das Risiko für den plötzlichen Kindstod zunimmt, je älter das Baby wird. Insgesamt ist der plötzliche Kindstod aber ein äußerst seltenes Ereignis. Daher solltest Du davor nicht zu viel Angst haben.