Immer mehr Babys kommen zu früh auf die Welt. Doch woran liegt das? Wir haben uns auf Ursachenforschung begeben und herausgefunden: Eine Frühgeburt kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Die Ursache liegt entweder bei der Mutter oder beim ungeborenen Kind. In vielen Fällen tappen Ärzte aber auch völlig im Dunkeln, was die Ursache angeht. Erfahre hier, welche Faktoren zu einer Frühgeburt führen können.
Frühgeburt – Körperliche Ursachen
Sowohl mütterliche Erkrankungen als auch Fehlbildungen im Genitaltrakt kommen als Ursache infrage. Aber auch andere Faktoren wie eine ungesunde Lebens- und Ernährungsweise erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt.
Infektionen des Genitaltrakts
Eine bakterielle Infektion der Scheide gilt als die häufigste maternale Ursache (= mütterliche Ursache) für eine Frühgeburt. Manche Forscher schätzen, dass 50 bis 70 % aller Frühgeborenen durch eine Scheideninfektion oder einen Harnwegsinfekt der Mutter zu früh auf die Welt kommen. Eine Infektion der Scheide oder der Harnwege kann sich bis zur Gebärmutter ausweiten. Dort führt sie dann häufig zu vorzeitigen Wehen und sogar zu einem vorzeitigen Blasensprung.
Oft sind Chlamydien, Trichomonaden oder Gardnerellen die Übeltäter. Ist Dein Immunsystem geschwächt, haben diese schlechten Bakterien leichtes Spiel: Sie vermehren sich gegenüber den guten Milchsäurebakterien in der Scheide. Dann kommt es leicht zu Symptomen einer Infektion. Anzeichen für einen problematischen Infekt sind Schmerzen beim Wasserlassen, Juckreiz in der Scheide, Schmierblutungen oder ein fischig riechender Ausfluss. Interessant: Eine Infektion mit dem Pilz Candida (Scheidenpilz) führt in der Regel nicht zu vorzeitigen Wehen. Wichtig: Gehe bei diesen Infektionsanzeichen bitte sofort zum Arzt. Ein Antibiotikum schafft dann rasch Abhilfe.
Probleme rund um die Gebärmutter
Angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter wie eine Abweichung der gewöhnlichen Größe und Form oder Myome (Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter) können eine Frühgeburt fördern. Auch besteht ein höheres Risiko für ein Frühchen bei einer Verkürzung des Gebärmutterhalses. Der Gebärmutterhals (Zervix) verlängert sich im Verlauf der Schwangerschaft und verkürzt sich kurz vor der Geburt wieder. Der Zervix kann sich vorzeitig, etwa infolge eines vorherigen Schwangerschaftsabbruchs, einer Operation, einer vorangegangenen schweren Geburt oder einer Mehrlingsschwangerschaft verkürzen. Das Risiko für eine Frühgeburt steigt dann, weil Keime nun noch schneller in die Gebärmutter eindringen und vorzeitige Wehen verursachen können.
Zu viel Fruchtwasser kann vorzeitigen Blasensprung verursachen
Auch bei einer erhöhten Fruchtwassermenge in der Gebärmutter drohen vorzeitige Wehen. Vor allem Frauen, die an einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetes leiden, können diese Komplikation entwickeln. Im Gegensatz zu dem in der 36. Schwangerschaftswoche üblichen 1 Liter verfügen betroffene Frauen über 1,5 bis 2 Liter Fruchtwasser. In Kombination mit dem Gewicht des ungeborenen Kindes kann das einen vorzeitigen Blasensprung herbeiführen.
Hormonelle Störungen begünstigen Frühgeburt
Mögliche Ursachen für eine Frühgeburt sind auch hormonelle Ungleichgewichte im Körper der Frau. Beispielsweise gilt ein Abfall des Hormons Progesteron Medizinern als Zeichen, dass sich eine Frühgeburt ankündigt. Dieser Mangel kann etwa aus einer vorhandenen Gelbkörperschwäche resultieren. Dann bilden die Gelbkörper das für die Schwangerschaft wichtige Hormon Progesteron nicht mehr in ausreichender Menge.
Problematisch sind laut Medizinern auch Störungen im Hormonhaushalt der Schilddrüse sowie das Polyzystische Ovarsyndrom (PCO). Bei dieser hormonellen Störung, bei der zu viele männliche Hormone vorliegen, lassen sich viele wassergefüllte Zysten an den Eierstöcken finden. Der weibliche Zyklus ist in der Folge unregelmäßig. Der Eisprung bleibt oft aus, weshalb diese Erkrankung auch nicht selten zur Unfruchtbarkeit führt. Werden Frauen mit PCO dennoch schwanger, haben sie ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie (Bluthochdruck und Eiweiß im Urin). Diese Erkrankungen wiederum begünstigen eine Frühgeburt.
Schwangerschaftsbedingte Erkrankungen fördern Frühgeburt
Schwangerschaftsbedingte Erkrankungen wie eine Präeklampsie oder ein Schwangerschaftsdiabetes kommen also auch als mögliche Ursachen für eine Frühgeburt infrage. Ist der Insulinspiegel in der Schwangerschaft stark erhöht, spricht man von einem Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes. Durch diese Erkrankung erhöht sich das Risiko für Infektionen wie einen Harnwegsinfekt oder eine Scheideninfektion, welche wiederum die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt steigern.
Eine Präeklampsie geht mit dem Risiko einher, dass das Kind in der Schwangerschaft nicht optimal mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Denn oft kommt es bei dieser Erkrankung zur Plazentainsuffizienz. Das bedeutet, dass die Plazenta (Mutterkuchen), über die das Kind im Bauch versorgt wird, nicht ausreichend durchblutet wird. Die Folge: Das Baby bekommt die Nährstoffe nicht mehr in ausreichender Menge. Es entwickelt sich schlechter. Da es im Rahmen der Präeklampsie zu schweren Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft kommen kann, ist das Risiko für eine Frühgeburt erhöht. Präeklampsie und Infektionen sind die häufigsten Ursachen für eine Frühgeburt.
Übergewicht als Risikofaktor für eine Frühgeburt
Übergewicht ist ein weiterer Risikofaktor für Frühgeburten. Ärzte haben beobachtet, dass übergewichtige Frauen vermehrt zu früh gebären. Hier gilt: Je höher das Körpergewicht der Frauen, desto höher ist das Risiko, ein Frühchen zu bekommen. Der Grund ist simpel: Durch das erhöhte Gewicht dieser Frauen sind Kreislauf und Stoffwechsel durch die Schwangerschaft noch stärker beansprucht als bei Normalgewichtigen. Das Risiko für die Schwangerschaftserkrankungen Präeklampsie und Diabetes steigt. Auch das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) ist bei Übergewichtigen erhöht.
Frühgeburtsrisiko tiefliegende Plazenta und vorzeitige Plazentalösung
Zu den maternalen Ursachen einer Frühgeburt gehört auch eine ungünstige Lage der Plazenta. Bei manchen Frauen nistet sich die befruchtete Eizelle nicht an der richtigen Stelle ein, sondern zu weit unten in der Gebärmutter. Die Folge: Die Plazenta bedeckt den Muttermund etwas oder vollständig. In einem solchen Fall ist eine natürliche Geburt nicht möglich. Gerade bei einer vollständigen Bedeckung des Muttermunds besteht die Gefahr von starken Blutungen, die für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden können.
Die vorzeitige Plazentalösung ist zum Glück sehr selten. Bei dieser Schwangerschaftsproblematik wird das Kind vom mütterlichen Kreislauf abgeschnitten, indem sich die Plazenta teilweise oder vollständig von der Gebärmutter löst. Das birgt große Risiken für Mutter und Kind. Es kommt zu Blutungen. Eine Frühgeburt ist wahrscheinlich. Als Ursachen für eine vorzeitige Plazentaablösung vermuten Forscher unter anderem Schwangerschaftserkrankungen (z. B. Präeklampsie), aber auch Mangelernährung der Mutter, Myome oder Fehlbildungen der Gebärmutter.
Frühgeburt: Psychische Ursachen
Psychische Belastungen können einer werdenden Mutter so stark zusetzen, dass sie zu einer Frühgeburt führen. Emotionale Belastungen wie eine konfliktreiche Partnerschaft, permanenter Stress auf Arbeit oder wirtschaftliche Probleme sind Stress pur. Sie beeinflussen eine Schwangerschaft in vielen Fällen negativ. Auch Gewalt in der Beziehung oder ein Unfall erhöhen das Risiko für vorzeitige Wehen und eine Frühgeburt. Großer, länger anhaltender Stress macht den Körper anfälliger für Infektionen. Ist das Immunsystem geschwächt, haben Scheideninfektionen leichtes Spiel. Außerdem löst größerer Stress laut einer Studie der Charité Entzündungen im Körper aus. Diese können ihrerseits zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen.
Alkohol, Nikotin und Drogen steigern das Frühgeburtsrisiko
Eine ungünstige Lebensweise wirkt sich ebenfalls negativ auf den Verlauf einer Schwangerschaft aus. Eine werdende Mutter, die raucht oder Alkohol trinkt, muss nicht nur mit Fehlentwicklungen ihres Kindes rechnen, sondern auch mit einer verfrühten Geburt. Das Rauchen kann auch zu einer schlechten Versorgung des Ungeborenen mit Nährstoffen führen (Plazentainsuffizienz). Alkohol richtet als Nervengift hingegen eher Schäden im Gehirn des ungeborenen Kindes an.
Ältere und sehr junge Mütter neigen zu Frühgeburten
Ältere Mütter ab 35 Jahren haben nachweislich ein höheres Risiko für eine Frühgeburt als Frauen zwischen 20 und 34. Denn sie neigen vermehrt zu schwangerschaftsbedingten Erkrankungen wie Präeklampsie aber auch zu Plazentastörungen wie eine vorzeitige Plazentaablösung. Manche bringen in dem Alter bestimmte Vorerkrankungen mit, die das Frühgeburtsrisiko steigern. Dazu gehören etwa Diabetes oder Bluthochdruck.
Aber auch sehr junge Frauen unter 20 Jahren haben laut Studien eine höhere Neigung zur Frühgeburt. Vor allem im Alter zwischen 14 und 17 scheinen Frauen anfällig dafür zu sein, ein Frühchen zu bekommen. Ihr Risiko war um 21 % höher als das der Frauen in der Altersgruppe zwischen 20 und 29. Die Forscher vermuten, dass dies mit der mangelhaften biologischen Reife in dem Alter zusammenhängen könnte.
Kindliche Ursachen für eine Frühgeburt
Kindliche Ursachen können ebenfalls hinter einer vorzeitigen Entbindung der Mutter stecken. Hier sind es vor allem Fehlbildungen des Kindes, die zur Frühgeburt führen können. Ärzte haben beobachtet, dass unter den Frühgeborenen mehr Kinder mit Fehlbildungen sind als unter den termingerecht Geborenen. Forscher vermuten daher, dass der mütterliche Körper bei schweren Fehlbildungen des Kindes oft von sich aus eine Frühgeburt einleitet. Schwere Fehlbildungen sind beispielsweise ein Herzfehler oder ein „offener Rücken“. Hierbei hat sich die Wirbelsäule während der Embryonalentwicklung nicht vollständig verschlossen. Eine Ursache dafür ist ein Folsäuremangel in der frühen Schwangerschaft.
Auch eine schwere Erkrankung des Kindes oder eine Behinderung aufgrund eines Gendefekts kann zu einer Frühgeburt führen. Außerdem kommt es im Zuge einer Mehrlingsschwangerschaft häufig zu vorzeitigen Wehen und einer verfrühten Geburt.
Bestimmte Lebensmittel fördern Frühgeburt
Rohe Lebensmittel
Bei rohen Lebensmitteln ist in der Schwangerschaft Vorsicht geboten. Es besteht die Gefahr einer Frühgeburt. Denn diese Lebensmittel können möglicherweise mit bestimmten Keimen belastet sein, die oft zu gravierenden Komplikationen in der Schwangerschaft führen. Gerade die Keime Toxoplasmen, Salmonellen oder Listerien können dem ungeborenen Kind gefährlich werden. Daher sollte eine schwangere Frau auf folgende Lebensmittel verzichten:
- Rohmilch (und Rohmilchkäse)
- Sushi
- Salami
- Rohschinken
- Teewurst
- Mett
- Kalt geräucherter Fisch
- Nicht ganz durchgebratenes Fleisch
- Nicht ganz durchgekochte Eier
- Produkte aus rohen Eiern (z.B. Mayonnaise)
- Obst und Gemüse gründlich waschen
Manche Kräuter können wehenfördernd wirken
Manche Kräuter und Gewürze haben mitunter eine ungünstige Wirkung auf schwangere Frauen: Sie können in größeren Mengen die Wehentätigkeit anregen und sollten daher in der Schwangerschaft gar nicht oder nur sparsam eingesetzt werden:
- Zimt
- Gewürznelken
- Petersilie
- Brombeerblätter
- Schafgarbe
- Wermut
- Frauenmantel
- Salbei
- Kreuzkümmel
- Ingwer
- Pfefferminze
Wenn Du ein Kräuterfan bist, informiere Dich bei der Einnahme entsprechender Präparate zunächst, ob Du sie in der Schwangerschaft verwenden kannst. Gegen die kleinen Mengen zum Kochen spricht aber nichts.
Vorsicht Schwermetalle
Auch eine Schwermetallbelastung kann in der Schwangerschaft problematisch werden. Bestimmte Stoffe wie Blei oder Quecksilber sollen in hohen Mengen Fehlbildungen beim Kind hervorrufen können und Frühgeburten begünstigen. Diese Stoffe nehmen wir zum Beispiel über die Luft, über bestimmte Lebensmittel oder das Trinkwasser auf. Achte als schwangere Frau darauf, folgende Lebensmittel zu meiden bzw. zu reduzieren:
- Wildpilze
- Innereien (Leber)
- Leinsamen (nur bis zu 20 Gramm täglich essen)
- Thunfisch, Hecht, Rotbarsch, andere Raubfische
- Leitungswasser in Altbauten
Frühgeburt durch Magnesiummangel und Nährstoffmangel
Magnesium ist ein lebenswichtiges Mineral – auch und vor allem gerade in der Schwangerschaft. Haben schwangere Frauen einen Mangel an Magnesium, sind sie anfälliger für Muskelkontraktionen (Krämpfe). Verkrampft sich nun die Gebärmutter, können vorzeitige Wehen die Folge sein. Schlimmstenfalls kommt es zu einer Frühgeburt. Studien haben gezeigt, dass ein ausreichender Magnesiumspiegel vor einer Frühgeburt schützen kann. Daher wird Magnesium auch immer in der Therapie vorzeitiger Wehen eingesetzt.
Überhaupt ist eine gesunde Ernährung wichtig, damit das Kind im Bauch alle Vitamine und Mineralien für eine gute Entwicklung erhält. Bei einseitiger Ernährung (Fast Food, Weißmehle, wenig Obst und Gemüse, viel Zucker) besteht bei der Mutter ein höheres Risiko für Diabetes und Bluthochdruck. Diese Vorerkrankungen begünstigen dann wiederum bestimmte Komplikationen in der Schwangerschaft.