Schon Mozart, Churchill und Einstein sollen daran gelitten haben: ADHS. Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung gilt als die häufigste psychiatrische Erkrankung im Kindesalter. Oft sind die Betroffenen unkonventionelle Querdenker mit einer künstlerischen Ader. Aber ADHS hat auch Schattenseiten.
Uns hat interessiert, welche Symptome bei ADHS auftreten, wie eine Behandlung von Kindern mit ADHS aussieht und wie die Erkrankung entsteht. Wir informieren Dich zu den drängendsten Fragen rund um den Zappelphilipp und den Hans-Guck-in-die-Luft.
Was ist AD(H)S?
ADHS – also die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung – steht für eine psychische Entwicklungsstörung, die mit einer Reihe von typischen Symptomen einhergeht. Dabei handelt es sich um eine Hirnstoffwechselstörung, bei der sowohl eine funktionelle Störung im Gehirn als auch ein veränderter Haushalt an Hirnbotenstoffen vorliegt.
Neben der ADHS mit Hyperaktivität gibt es auch die ADS. Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung leiden zwar nicht unter Hyperaktivität, dafür aber unter den anderen typischen Symptomen einer ADHS. Weil dieses hervorstechende Merkmal fehlt, wird diese Variante oft nicht erkannt. Diese Kinder können ihre Defizite länger verbergen, vor allem wenn sie überdurchschnittlich intelligent sind.
ADHS Symptome
Obwohl die Symptome nicht bei jedem Kind gleich ausgeprägt sind, sind für ADHS folgende Symptome typisch:
- Geringe Frustrationstoleranz / ausgeprägte Impulsivität
- Häufige Stimmungsschwankungen
- Unaufmerksamkeit
- Eine ausgeprägte motorische Unruhe (bei ADHS)
- Eine ausgeprägte Verträumtheit (bei ADS)
- Mangelhafte Geduld
- Oppositionelles Verhalten (Trotzverhalten)
- Handeln ohne vorheriges Nachdenken
- Vergesslichkeit (v.a. Kurzzeitgedächtnis betroffen und auf alltägliche Dinge bezogen)
- Mangelhafte Selbstorganisation („Chaostyp“)
- Häufiges Überschreiten von Grenzen
- Betroffene wollen unbedingt ihren Willen durchsetzen
- Mangelhaftes Selbstwertgefühl
- Haben Probleme in Gruppen
Aufmerksamkeitsdefizit als Symptom von ADHS
Kinder mit ADHS leiden an einer ausgeprägten Aufmerksamkeitsstörung. Schon ein minimaler Störungsreiz reicht aus, damit ein Kind von seiner eigentlichen Aufgabe abgelenkt wird. Steht die Aufmerksamkeitsstörung im Zentrum von ADHS, dann haben sie oft Probleme, dem Unterricht zu folgen und dem Lehrenden zuzuhören. Selbst wenn sie wollen, können sie ihre Konzentration nur sehr schwer aufrechterhalten. Folge der Unaufmerksamkeit: viele Flüchtigkeitsfehler und generelle Lernschwierigkeiten bei schulischen Aufgaben.
Impulsivität als Symptom von ADHS
Ein wesentliches Symptom von ADHS ist, dass Betroffene zu häufigen und heftigen Wutausbrüchen neigen. Sie können ihre spontanen Gefühle schlecht steuern. Wegen ihrer Impulsivität kommt es häufig zu Spannungen in der Familie, mit anderen Kindern oder Erwachsenen. ADHS-Kinder haben Probleme damit, abzuwarten bis sie an der Reihe sind. Sie stören oft und plappern in Gesprächen gern dazwischen. Vor allem wenn es nicht nach ihrer Nase läuft, reagieren sie oft ungehalten und übertrieben. Viele Kinder legen häufig auch ein aggressives Verhalten an den Tag.
Körperliche Unruhe als Symptom von ADHS
Kinder mit ADHS sind oft typische Zappelphilippe. Jedenfalls wenn die Hyperaktivität als Symptom überwiegt. Durch ihre Hyperaktivität können sie in der Schule nur schwer ruhig sitzen, auch nicht in Situationen, in denen es von ihnen erwartet wird. Ständig sind die Beine, die Arme oder die Hände am Zappeln.
Auch haben Kinder mit ADHS Probleme damit, leise zu sein. Ihre Unruhe ist auch noch da, wenn es Zeit wird, das Gehirn auszuknipsen. Viele ADHS-Betroffene brauchen abends lange, um herunterzufahren und einzuschlafen.
Folgen von ADHS
Das Aufmerksamkeitsdefizit, die Hyperaktivität und die mangelhafte Impulskontrolle ziehen häufig unangenehme Folgen für die Betroffenen nach sich. Dazu gehören:
- Schwierigkeiten beim Lernen (schlechte Noten)
- Schulabbruch
- Probleme im Familienleben
- Später Probleme im Job und Alltag (bei der Pflichterfüllung)
- Häufig Konflikte mit anderen Menschen (Kollegen, Partner, Freunden)
- Ein negatives Selbstbild
- Schlafmangel
- Häufiger Unfälle durch unüberlegtes Handeln
- Erhöhtes Risiko für Straffälligkeit
- Anfälliger für Alkohol, Zigaretten und Drogen
- Erhöhtes Risiko für Suizid
Begleitende Störungen im Zusammenhang mit ADHS
Bei zwei Dritteln der von einer ADHS betroffenen Kinder treten noch zusätzliche Störungen auf. Dazu zählen:
- Entwicklungsstörungen in der Sprachentwicklung
- Wahrnehmungsstörungen
- Probleme im motorischen Bereich
- Lernstörung wie eine Lese-, Rechtschreib-, und / oder Rechenschwäche
- Eine Depression
- Eine Angststörung (v.a. Leistungsängste)
- Eine Autismus-Spektrum-Störung
- Eine Tic-Störung
Wie viele Kinder sind von ADHS betroffen?
ADS bzw. ADHS sind auf der ganzen Welt verbreitet. Etwa 3 bis 7% der Kinder sollen von dieser Störung betroffen sein. In Deutschland geht man von einem Anteil von 5% aus. Damit ist ADHS die häufigste psychische Erkrankung bei Kindern. Zwar wird sie bei Jungen dreimal häufiger diagnostiziert, jedoch wird die Erkrankung bei Mädchen oft nicht erkannt, weil bei ihnen – im Gegensatz zu den Jungen – meist die Verträumtheit und nicht die Hyperaktivität im Vordergrund steht.
Andere Studien gehen davon aus, dass von den 5% viele Kinder eine falsche Diagnose bekommen haben. Danach sollen nur 1 bis 2% „echte“ ADHS-Kinder sein. Im Erwachsenenalter sollen noch etwa 2,5% an ADHS leiden. Die Dunkelziffer könnte aber höher liegen, weil sich eine ADHS laut Ärzten nicht auswächst.
Diagnose ADHS
Nun sind wohl die meisten Kinder mal unkonzentriert oder wissen nicht, wohin mit ihrer Energie. Deswegen leiden sie noch lange nicht unter einer ADHS. Daher sind zur Diagnostik folgende Kriterien zu berücksichtigen:
- Symptome müssen deutlich stärker als bei anderen Kindern ausgeprägt sein
- Symptome müssen mindestens 6 Monate lang bestehen
- Probleme müssen in mehreren Lebensbereichen auftreten (Kita, Schule, Hobby, Familie)
- Mäßig bis starke Beeinträchtigung im sozialen Miteinander und im Leistungsbereich
Eine ADHS-Diagnostik kannst Du bei einem Kinder- und Jugendpsychiater oder Psychotherapeuten diagnostizieren lassen. Diese Experten führen eine Reihe von Tests durch, um eine ADHS sicher festzustellen und von anderen Problematiken abzugrenzen. Neben der Befragung der Eltern steht hier auch eine körperliche Untersuchung an. Neben den motorischen Fähigkeiten werden etwa das Seh- und Hörvermögen sowie koordinatorische Fähigkeiten getestet.
Auch die geistige Leistungsfähigkeit wird abgeprüft, also Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen. Daneben kommen ein Intelligenztest zum Ausschluss einer Minderbegabung, psychologische Tests sowie ein Aufmerksamkeitstest und ein Wahrnehmungstest zum Einsatz. Auch wird der der emotionale und soziale Entwicklungsstand abgeklopft.
Zusätzlich zu den Eltern werden Erzieher, Lehrer und vielleicht Verwandte zum kindlichen Verhalten befragt. Anhand der ausgefüllten Fragebögen kann sich der Facharzt dann ein umfassendes Bild vom Kind machen kann.
Was ein ADHS-Kind für Eltern bedeutet
Ist die ADHS bei einem Kind stark ausgeprägt, wirbelt die Erkrankung das tägliche Familienleben kräftig durcheinander. Betroffene Kinder sind durch ihr spezielles Verhalten deutlich schwerer zu erziehen als nicht erkrankte Kinder. Sie brauchen viel mehr Aufmerksamkeit, Hilfe und Unterstützung bei den täglichen Aufgaben als andere Kinder.
Auch gibt es in diesen Familien mehr Konflikte, weil den Eltern öfter mal der Geduldsfaden reißt. Das stets präsente Trotzverhalten des ADHS-Sprösslings strengt auf Dauer sehr an. Eltern können durch diese erhöhte Belastung schnell an ihre Grenzen kommen. Auch Geschwisterkinder leiden unter der Störung, da sie längst nicht die Aufmerksamkeit bekommen wie das ADHS-Kind.
Vorteile von ADHS – die positiven Seiten
Inzwischen wird ADHS nicht nur als Krankheit mit einer Reihe von belastenden Symptomen angesehen. Oft findet man gerade unter ADHS-lern auch ausgesprochen positive Eigenschaften. Dazu gehören folgende Merkmale:
- Eine hohe Kreativität (Querdenker, Erfinder)
- Ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
- Lustig
- Fröhlich
- Ehrlich
- Hilfsbereit
- Begeisterungsfähig
- Phantasievoll
- Flexibel
- Sensibel, intuitiv
- Haben eine gute Wahrnehmungsfähigkeit
- Schlagfertig
Prominente Persönlichkeiten mit ADHS
ADHS ist heute in aller Munde. Nicht nur Kinder sind betroffen, sondern auch unter den Erwachsenen lassen sich prominente Persönlichkeiten mit ADHS finden. Dazu zählen:
- Bill Gates
- Eckart von Hirschhausen
- Greta Thunberg
- Jim Carrey
- Jackie Chan
- Jamie Oliver
- Jennifer Lopez
- Justin Bieber
- Kristen Stewart
- Sylvester Stallone
- Will Smith
- Jan Ulrich
ADHS Test
Ob Dein Kind unter ADHS leidet, kann am ehesten ein Test beim Kinder- und Jugendpsychiater zeigen. Dennoch gibt bereits ein kurzer ADHS-Test Aufschluss darüber, ob bei Deinem Kind womöglich eine ADHS vorliegt. Musst Du viele der folgenden mit „ja“ beantworten, solltest Du dies in Betracht ziehen:
- Kann sich Dein Kind nur schwer länger mit einer Sache beschäftigen?
- Hast Du das Gefühl, dass Dein Kind oft abwesend ist und es Dir nicht richtig zuhört?
- Gibt es Probleme beim Lernen und bei den Hausaufgaben (Schreibt es schlechte Noten)?
- Ist Dein Kind häufig in Konflikte verstrickt?
- Legt Dein Kind oft ein störendes Verhalten an den Tag?
- Hat Dein Kind Probleme, Anweisungen zu befolgen?
- Bringt Dein Kind Aufgaben oft nicht zu Ende?
- Macht Dein Kind viele Flüchtigkeitsfehler?
- Vergisst Dein Kind oft etwas oder verliert Dinge?
- Ist Dein Kind leicht abzulenken?
- Vermeidet Dein Kind Aufgaben, bei denen es längere Zeit aufmerksam sein muss?
- Neigt Dein Sprössling zu spontanen Wutausbrüchen?
- Hat Dein Kind Probleme, ruhig zu sitzen?
- Verhält sich Dein Kind Zuhause und in der Schule / Kita auffällig?
Verlauf von ADHS
ADHS Kinder
ADHS-Kinder – Kita-Kinder wie Schulkinder – fallen meist durch ihre Hyperaktivität auf. Es fällt ihnen schwer, sich länger auf etwas zu konzentrieren. Sie rutschen unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und brauchen viel Bewegung. Ein Kind mit dem Aufmerksamkeitsdefizit schafft es nur schwer, Dinge zu Ende zu bringen. Es fängt viele Sachen an, ist aber ausgesprochen leicht ablenkbar.
Oft ist ein Kind mit ADHS aufgrund motorischer Unzulänglichkeiten weniger geschickt als Kinder ohne ADHS. Auch rutscht ein ADHS-Kind durch sein impulsives und häufig aggressives Verhalten rasch in eine Außenseiterposition.
ADHS bei Jugendlichen
Die Unruhe im Äußeren wandelt sich bei Jugendlichen zunehmend in eine innere Unruhe und Fahrigkeit. Jugendliche mit ADHS fühlen sich oft rastlos, innerlich getrieben. Sie haben oft Probleme, Grenzen einzuhalten. Außerdem sind ihre Beziehungen zu Mitmenschen wie Eltern oder Freunden belastet.
Häufig hat die ADHS oder ADS die Jugendlichen in eine Außenseiterrolle katapultiert. Denn die Impulsivität bleibt auch beim Jugendlichen mit ADHS weiterhin bestehen. Auch die Unaufmerksamkeit verschwindet nicht, wenn auch die Spanne der Konzentrationsfähigkeit entwicklungsbedingt zunimmt.
ADHS Erwachsene
Bei einigen Menschen mit ADHS wächst sich die Störung bis ins Erwachsenenalter aus. Bei vielen Betroffenen – etwa 50% – bleibt das Handicap aber auch bestehen – zumindest teilweise. In vielen Fällen bessert sich die Konzentrationsfähigkeit, wenn das Kind erwachsen wird. Dennoch bleibt sie hinter der von durchschnittlichen Menschen zurück. Manche Erwachsene ADHS-Betroffene haben oft auch die Impulsivität besser unter Kontrolle, andere nicht. Was bleibt, ist in jedem Fall die innere Unruhe, die sich jetzt eher in einer gedanklichen Unruhe zeigt.
Im Durchschnitt sollen Erwachsene mit ADHS weniger erfolgreich im Hinblick auf den Beruf sein. Aufgrund ihrer Beschwerden sollen sie häufig einen geringeren Bildungsabschluss, einen niedrigeren Ausbildungsgrad, ein geringeres Einkommen sowie eine schlechtere berufliche Stellung als Menschen ohne ADHS haben. Umgekehrt können Menschen mit ADHS aber auch weiter kommen als andere Menschen, wenn es ihnen gelingt, ihre Potenziale auszuschöpfen.
ADHS Ursachen
Funktionsstörungen im Gehirn bewirkt Symptome
Die genaue Ursache für ADHS ist noch nicht geklärt. Höchstwahrscheinlich gibt es mehrere Faktoren, die zusammen zu der Störung führen. Was man weiß, ist, dass der Haushalt bestimmter Gehirnbotenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin in bestimmten Gehirnarealen nicht ausgewogen ist, vor allem in den Regionen, die für das Gedächtnis, die Konzentration und das Lernen zuständig sind.
Liegen zu wenig Botenstoffe vor, klappt die Signalübermittlung zwischen den Nervenzellen nicht mehr so gut. Auch ist in diesen Bereichen eine verminderte Hirnaktivität feststellbar, was die Probleme mit der Aufmerksamkeit und die Lernschwierigkeiten auch erklärt.
In anderen Abschnitten wiederum kommen zu viele Botenstoffe vor und auch eine erhöhte Hirnaktivität. Dies ist beispielsweise in den Regionen der Fall, die für die Verarbeitung von Sinnesreizen und für Motorik zuständig sind. Daher haben ADHS-Kinder oft motorische Probleme (Grobmotorik) oder nehmen Sinnesreize verändert wahr.
Daneben gibt es noch weitere Auffälligkeiten im Gehirn von ADHS-Betroffenen. So soll es beispielsweise kleiner sein als das anderer Menschen.
Faktoren, die eine ADHS hervorrufen können
Folgende Faktoren können eine ADHS (mit)verursachen:
- Veranlagung (genetische Auffälligkeiten)
- Probleme bei der Geburt (Sauerstoffmangel, Frühgeburt, etc.)
- Ungünstige Umwelteinflüsse (z.B. Vernachlässigung, Gewalt, Armut, aber auch überhöhter Leistungsdruck, viel Kritik)
- Zuckerreiche und Fast Food-reiche Ernährung
- Allergien auf bestimmte Lebensmittel (künstliche Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Gluten, Weißmehl, Milch) oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Vitalstoffmängel (wie Vitamin D, Magnesium, B-Vitamine), z.B. infolge einer Aufnahmestörung im Darm
- Umweltgifte (Zigaretten, Blei, Quecksilber, polychloriertes Biphenylen)
Zur Beruhigung vieler Eltern: ADHS mit dem daraus resultierenden Verhalten eines Kindes ist keine Folge einer „falschen“ Erziehung. Zwar kann eine zu antiautoritäre Erziehung eine Aufmerksamkeitsstörung fördern, reicht allein aber nicht aus, um ein Aufmerksamkeitsdefizit hervorzurufen.
Genetische Ursachen der Aufmerksamkeitsstörung
Die genetische Veranlagung zu ADHS ist mittlerweile gut belegt. Man findet in Familien mit einem ADHS-Kind gehäuft auch andere Betroffene. Aber es gibt nicht etwa ein Gen, das für die Störung verantwortlich ist. Vielmehr müssen bestimmte Genvarianten zusammenkommen, die bei gesunden Menschen so nicht vorkommen. Und auch wenn diese Genvarianten auftreten, muss es nicht zwangsläufig zur Ausbildung von ADHS kommen. Das bedeutet, dass noch weitere Faktoren an der Entstehung eines Aufmerksamkeitsdefizits beteiligt sein müssen.
ADHS Therapie
Die Behandlung von Kindern mit der Diagnose ADHS fußt auf verschiedenen Bausteinen. Folgende Therapien oder Maßnahmen können bei einem Kind mit ADHS oder ADS eine Besserung der Symptome bewirken:
- Medikamente (z.B. mit dem Wirkstoff Methylphenidat)
- Ergotherapie
- Gesunde Ernährung mit vielen Vitalstoffen
- Nahrungsergänzungsmittel
- Elterntraining
- Sport
- Neurofeedback
- Meditation
- Entgiftung und Aufbau der Darmflora
- Homöopathische Therapie beim Homöopathen
ADHS Medikamente
Schulmedizinisch wird ADHS meist mit Medikamenten behandelt. Hier kommt zumeist der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsatz, das für eine bessere Übertragung der Nervenimpulse im Gehirn sorgt. Auf diese Weise können sich viele betroffene Kinder wieder besser konzentrieren und ihre eigentliche Leistungsfähigkeit entsprechend ihrer naturgegebenen Intelligenz abrufen. Eine Steigerung über die natürlich veranlagte Intelligenz hinaus ist mit Methylphenidat aber nicht möglich.
Auch bekommen viele Kinder mit Medikamenten ihr impulsives Verhalten besser unter Kontrolle und schreiben dann auch bessere Noten. In vielen Fällen lösen sich die Flüchtigkeitsfehler in Luft auf. Alternativ wird zum Beispiel mit den Wirkstoffen Atomoxetin oder Dexamphetamin gearbeitet. Methylphenidat ist aber von allen am besten erforscht.
Doch nicht bei allen Kindern mit der Diagnose ADHS oder ADS bringen die Medikamente den erwünschten Erfolg. Liegt das Problem nicht im veränderten Botenstoffhaushalt begründet, hilft eine Therapie mit diesen Medikamenten nicht.
Dazu können die Medikamente Nebenwirkungen wie Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsveränderungen, Herzrhythmusstörungen oder einen erhöhten Blutdruck mit sich bringen. Laut Fachärzten können diese Nebenwirkungen aber mit einer geringeren Dosierung in vielen Fällen beseitigt werden. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sollten Eltern eine medikamentöse Behandlung nur bei einer stark ausgeprägten ADHS in Erwägung ziehen oder wenn die anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht angeschlagen haben.
Auf der anderen Seite kann das Medikament – wenn es konsequent eingenommen wird – die möglichen dramatischen Spätfolgen von ADHS wie Arbeitslosigkeit, Drogenabhängigkeit (oder Alkohol, Nikotin) und Suizid verhindern helfen.
Therapie von begleitenden Störungen
Die häufigen Begleiterkrankungen bei ADHS wie Angststörungen oder eine Depression müssen unbedingt mitbehandelt werden. Dazu eignet sich beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie beim Psychotherapeuten. Bei einer Angststörung versucht der Therapeut die Ängste abzubauen, indem er den Betroffenen mit einer angstauslösenden Situation konfrontiert. Bei einer Depression wird geschaut, welche Gründe es für die innere Leere gibt. Im Notfall wird hier eine medikamentöse Behandlung mit pflanzlichen Antidepressiva (z.B. Johanniskraut) oder konventionellen Antidepressiva erforderlich.
Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als sehr hilfreich in der Behandlung von ADHS bewiesen. Hier geht es insbesondere um das Erlernen einer normalen Impulskontrolle und eines angemessenen Sozialverhaltens. Auch wird in der Therapie versucht, bestehende negative Denkmuster aufzulösen. Alles in allem geht es darum, dem betroffenen Kind zu zeigen, wie es besser mit der Krankheit ADHS leben kann.
Aufklärung der Eltern und Elterntraining
Ganz wichtig in der Behandlung von ADHS beim Kind ist, dass die Eltern ausführlich über die Krankheit informiert werden. Dass sie verstehen lernen, dass das Kind nicht mit Absicht ein schwieriges Verhalten an den Tag legt, sondern, dass es nicht anders kann. Eine Erleichterung ist für viele Eltern auch, dass die Krankheit nicht das Resultat einer falschen Erziehung ist.
In Kursen wie „Starke Eltern, starke Kinder“ können Eltern lernen, wie sie ihr besonderes Kind am besten erziehen und wie sie in schwierigen Situationen mit ihm umgehen. Auch werden darin Rollenspiele durchgeführt, sodass Eltern auch die Möglichkeit bekommen, einmal in die Rolle ihres Kindes zu schlüpfen. Ein Angebot in Deiner Nähe findest Du auf den Seiten des Kinderschutzbundes.
Tipps für Eltern von Kindern mit ADHS
Wichtig ist, dass der Tag eine feste Struktur hat, in der auch wiederkehrende Rituale ihren Platz haben. Um die Einschlafprobleme eines Kindes mit ADHS besser in den Griff zu bekommen, eignen sich Einschlafrituale wie gemeinsames Kuscheln oder Vorlesen. Auch eine Selbsthilfegruppe kann Eltern dabei helfen, besser mit der neurologischen Störung umzugehen.
Das Hauptanliegen in der Erziehung eines Kindes mit Aufmerksamkeitsdefiziten ist, dass Eltern es schaffen, ihm trotz aller Schwierigkeiten viel Liebe, Verständnis und Respekt entgegenzubringen und seine Potenziale so gut es geht zu fördern. Viel Lob für die Dinge, die gelingen, sind das A und O in der Erziehung eines ADHS-Kindes.
Da Eltern mit einem ADHS-Kind stark gefordert sind, ist es auch notwendig, sich hin und wieder eine Auszeit zu gönnen. Eine Mutter- / Vater-Kind-Kur kann hier die nötige Entspannung bringen. Diese wird von den gesetzlichen Kassen übernommen, wenn sie bewilligt wird.
Gesunde Ernährung
Eine Ernährungsumstellung kann bei einem Kind mit ADHS die Beschwerden reduzieren helfen. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Mineralstoffen aus Obst, Trockenobst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Fleisch, Eiern und Fisch hilft dabei, dem Gehirn die notwendigen Vitalstoffe zu liefern. Auf der anderen Seite gilt es, zuckerhaltige Speisen, Fertigprodukte, Weißmehlprodukte oder Gluten (Klebereiweiß im Getreide) weitgehend zu meiden oder zumindest stark einzuschränken.
Allein die Umstellung auf diese ballaststoffreiche Ernährungsweise kann oft schon gute Effekte erzielen. Vermeide bzw. reduziere auch Fertigprodukte und koche lieber selbst mit natürlichen Zutaten – am besten aus der Region.
Nahrungsergänzung mit Mikronährstoffen
Da man herausgefunden hat, dass viele Kinder mit Symptomen wie Hyperaktivität und Unkonzentriertheit unter einem Nährstoffmangel leiden, ist es sinnvoll, den Status wichtiger Nährstoffe bei Deinem Kind überprüfen zu lassen. Oft sind die Spiegel an Magnesium, Vitamin D und Omega 3-Fettsäuren wie EPA und DHA bei Kindern mit ADHS vermindert. Auch Zink, Eisen und die für eine gute Hirnfunktion wichtigen B-Vitamine (B12, B 6, Folsäure) sind bei Betroffenen oft nicht in ausreichender Menge vorhanden.
Schon allein dieses Nährstoffdefizit kann dafür verantwortlich sein, dass das Gehirn nicht gut versorgt ist und ADHS-Beschwerden auftreten. Werden die Spiegel dieser Nährstoffe wieder angehoben, können die Symptome wie Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität oder Vergesslichkeit abgemildert werden.
Aufbau der Darmflora und Entgiftung
Oft können Nährstoffe vom Darm nicht ausreichend aufgenommen werden, weil die Darmflora gestört ist. Dann liegt ein Ungleichgewicht der guten und schlechten Bakterien im Darm vor. Darmflorastörungen werden immer häufiger in Verbindung mit chronischen Erkrankungen gebracht, so auch mit ADHS. Deshalb lohnt auch hier ein Versuch.
Versuche mit speziellen Probiotika für Kinder, das Gleichgewicht von guten und schlechten Darmbakterien wiederherzustellen. Du kannst hierfür auch zu einem Heilpraktiker gehen, der auf Störungen der Darmflora spezialisiert ist. Mit Hilfe von pflanzlichen Mitteln kann dieser eine Entgiftung durchführen. Dabei sollen schädliche Umweltgifte wie Schwermetalle oder Pestizidrückstände aus dem Körper ausgeleitet werden. Darmreinigung und Darmsanierung können laut jüngsten Studien dabei helfen, die Störung abzumildern.
Ergotherapie
Die Ergotherapie kann bei ADHS ebenfalls die Symptome bessern. Denn hier wird in Bewegungsspielen die (Selbst-)Wahrnehmung, Konzentration, Motorik und Koordination geschult. Außerdem werden Übungen zur Verbesserung des sozialen Verhaltens durchgeführt. Auch bekommen Eltern hilfreiche Tipps zum Umgang mit ihrem ADHS-Kind.
Neurofeedback beim Aufmerksamkeitsdefizit
Nicht selten profitieren Kinder mit Unaufmerksamkeit und einem impulsiven Verhalten vom sogenannten Neurofeedback-Training. Mit diesem computergestützten Konzentrationstraining können Kinder spielerisch lernen, ihr Verhalten besser zu steuern und sich besser zu konzentrieren.
Über Elektroden am Kopf ist das Kind mit dem Computer verbunden. Auf dem Bildschirm ist dann etwa ein sinkendes Flugzeug zu sehen, dass das Kind dann Kraft seiner Konzentration steigen lassen soll. Durch dieses Konzentrationstraining wird das Gehirn zu einer erhöhten Aktivität in den problematischen Bereichen angeregt, sodass die Aufmerksamkeit gesteigert wird.
Dass die Symptomverbesserung durch Neurofeedback auch länger anhält, konnten bereits 2 deutsche Studien zeigen. Trotz der vielen Erfolge ist das Neurofeedback bislang keine Kassenleistung und muss privat bezahlt werden.
Sport steigert die Konzentration
Regelmäßiger Sport und viel Bewegung ist für Kinder mit Konzentrationsproblemen und einem unangemessenen Verhalten ebenfalls ein wichtiger Behandlungsbaustein. Denn: Sport baut Stress ab und setzt Glückshormone frei. Eine wichtige Grundlage, um Verhaltensauffälligkeiten und eine schlechte Stimmung in den Griff zu bekommen.
Außerdem fördert Sport die Durchblutung des Gehirns und regt den gesamten Stoffwechsel an. Davon profitieren auch die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis. Durch Sport wird aber auch die Motorik geschult, die in engem Zusammenhang zu den kognitiven Fähigkeiten steht.
Forscher haben herausgefunden, dass beispielsweise Trampolinspringen besonders hilfreich bei ADHS ist. Im Grunde spielt es aber keine Rolle, welche Sportart ausgeübt wird.
Homöopathische Behandlung bei ADHS
Laut einer Schweizer Studie konnten Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ihre Beschwerden durch eine homöopathische Behandlung reduzieren – und dies um 50%. Da für ADHS eine Reihe homöopathischer Mittel zur Verfügung stehen, kann nur ein Homöopath entscheiden, welches das richtige für ein Kind ist. Je nach Ausprägung der ADHS eignet sich dann ein Mittel mehr als das andere. Um das richtige Mittel ausfindig zu machen, muss der Homöopath die Symptomatik des Kindes ganz detailliert erfragen.
Sind die richtigen Globuli erstmal gefunden, darfst Du nicht sofort Erfolge erwarten. In der Studie dauerte es etwa 5 Monate, bis sich Verbesserungen zeigten. Besonders erfolgreich war hier ein Präparat aus Chamomilla, Kalium phosphoricum und Valeriana.
Meditation oder Yoga
Auch Entspannungsmethoden wie Meditation oder Yoga sollen Betroffenen mit AD(H)S helfen können, ihre Probleme zu lindern. Durch die bewusste Konzentration auf die Atmung wird bei der Meditation ein Zustand der tiefen Entspannung erzeugt, der sich bei regelmäßiger Übung oft beruhigend und stabilisierend auf ein hyperaktives, unkonzentriertes Kind auswirkt.
Beim Yoga kommen zum Fokus auf die Atmung noch harmonisierende Bewegungsabläufe hinzu, die die Aufmerksamkeit und die Selbstwahrnehmung stärken.